„Andacht zur Marktzeit“
Nach sechswöchiger Pause findet die „Andacht zur Marktzeit“ am 27. Februar zum ersten Mal wieder in der Margarethenkirche statt. Die Andacht beginnt nach dem Mittagsläuten um 12 Uhr und dauert etwa 15 Minuten.
Bitte melden Sie sich vorher online an, bringen eine Zettel mit Ihren Kontaktdaten mit oder tragen sich beim Eingang mit Ihren Daten in die Anwesenheitsliste ein. Dies ist in Corona-Zeiten notwendig, um die gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten und im Rahmen der Pandemiebekämpfung ggf. Kontakte nachverfolgen zu können. Ihre Daten werden nach drei Wochen gelöscht.
Helga Steffens
Andacht zum 20. Februar 2021
Liebe Leserinnen und Leser!
Diese Woche ist eine der großen Stimmungsschwankung. Karneval, die fünfte Jahreszeit, findet seinen Höhepunkt – und sein Ende. Am Aschermittwoch ist der Spaß zu Ende. Doch was bedeutet das, Jahr für Jahr?
Wir legen mal unsere Verkleidung ab. Diese Hülle, mit der wir uns umgeben. Manche Menschen erlebt man ja immer nur verkleidet! Ich meine nicht als Clown oder Schornsteinfeger oder Pirat – wie die Kinder. Nein, legen wir doch mal die Verkleidung ab und konzentrieren uns ganz auf uns selbst. Viele Menschen versuchen das und können das, in dem sie „7 Wochen ohne“ irgendwas auskommen. Das kann zu einer Verinnerlichung führen, zu einer Vertiefung in sich selbst. Sich nicht ablenken lassen (7 Wochen ohne Smartphone?), sich nicht abhängig machen (7 Wochen ohne „Ich brauch jetzt einen Kaffee“). Es geht dabei nicht um äußere Zeichen, die oft nur schöner Schein sind. Ich kann rumerzählen, dass ich sieben Wochen keinen Alkohol trinke oder keine Schokolade esse. Doch das wäre ja auch nur eine Verkleidung! Nein, versuchen wir, dieses Fasten zu einer inneren Erfahrung werden zu lassen, um uns auf Jesu Weg zu begeben:
Lasset uns mit Jesus ziehen,
seinem Vorbild folgen nach,
in der Welt der Welt entfliehen
auf der Bahn, die er uns brach,
immerfort zum Himmel reisen,
irdisch noch schon himmlisch sein,
glauben recht und leben rein,
in der Lieb den Glauben weisen.
Treuer Jesu, bleib bei mir,
gehe vor, ich folge dir.
Lasset uns mit Jesus leiden,
seinem Vorbild werden gleich;
nach dem Leide folgen Freuden,
Armut hier macht dorten reich,
Tränensaat, die erntet Lachen;
Hoffnung tröste die Geduld:
es kann leichtlich Gottes Huld
aus dem Regen Sonne machen.
Jesu, hier leid ich mit dir,
dort teil deine Freud mit mir!
Lasset uns mit Jesus leben.
Weil er auferstanden ist,
muss das Grab uns wiedergeben.
Jesu, unser Haupt du bist,
wir sind deines Leibes Glieder,
wo du lebst, da leben wir;
ach erkenn uns für und für,
trauter Freund, als deine Brüder!
Jesu, dir ich lebe hier,
dorten ewig auch bei dir.
EG 384 (Melodie: Sollt ich meinem Gott nicht singen)
Christian Windhorst
Andacht zum 13. Februar 2021
Wacht auf, Psalter und Harfe, ich will das Morgenrot wecken. Psalm 108
Ende Januar gelang mir diese Aufnahme von einem Morgenrot über dem Gehrdener Berg. Mir kam dazu eine Liedzeile in den Sinn: Ein neuer Tag beginnt, und ich freu‘ mich, ja, ich freue mich … Über solch ein Morgenrot freue ich mich tatsächlich sehr, wenn hohe Wolken den Strahlen der noch nicht aufgegangenen Sonne eine Bahn bieten, Bäume vor dem strahlenden Hintergrund rot zu leuchten scheinen, während die Tage sonst eher grau daher kommen. Aber auf den neuen Tag freuen? Das ist in diesen Pandemiezeiten nicht so einfach. Für die einen verheißt ein leerer Terminkalender doch wieder eher einsame Stunden, ohne Begegnungen mit lieb gewordenen Menschen, anderen wiederum steht ein Arbeitstag bevor, der gesundheitliche Risiken birgt und bis an die Grenzen der Belastbarkeit führen kann. Freuen auf den neuen Tag?
Die zweite Zeile des Liedes lautet: Ein neuer Tag beginnt, und ich freu‘ mich, Herr, auf dich. Das Lied will eigentlich neugierig machen auf die Begegnung mit Gott am Morgen. Wir haben es früher mit Jugendlichen gesungen, als Einstimmung auf eine Morgenandacht auf Jugendfreizeiten. Es ist ein Mut machendes Lied. Es sagt uns in unserem Lockdown: Eine Begegnung mit Gott ist weiterhin möglich!
Wenn Treffen mit anderen Christen und auch Gottesdienste nur eingeschränkt stattfinden können, kann es passieren, dass man sich zu sehr um sich selbst dreht, dass auch die Gebete einseitig werden oder ganz aufhören. Deshalb möchte ich zur Anregung ein Morgengebet weitergeben, das John Stott, ein international anerkannter englischer Theologe und Pastor (1921-2011) sich zu eigen gemacht hatte.[1] Ich durfte ihn selbst kennenlernen und war fasziniert von seiner Persönlichkeit. Sein Gebet orientiert sich an der Bibel:
Guten Morgen, Himmlischer Vater,
Guten Morgen, Herr Jesus Christus,
Guten Morgen, Heiliger Geist.
Himmlischer Vater, ich bete dich an, du Schöpfer und Erhalter des Universums.
Herr Jesus Christus, ich bete dich an als Retter und Herrn der Welt.
Heiliger Geist, ich bete dich an, der du das Volk Gottes heiligst.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Himmlischer Vater, ich bitte dich, dass ich heute in deiner Gegenwart leben und dir mehr und mehr gefallen möge.
Herr Jesus Christus, ich bitte dich, dass ich heute mein Kreuz aufnehmen kann und dir folgen.[2]
Heiliger Geist, ich bitte dich, erfülle mich heute neu, dass deine Frucht in mir reifen möge: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.[3]
Heilige, gesegnete, herrliche Dreieinigkeit, drei Personen in einem Gott, erbarme dich meiner. Amen.
Wer John Stott kannte, der wird kaum bezweifeln, dass Gott seine Bitten erhört hat, denn diese Eigenschaften, die er erbeten hat, machen seinen Charakter aus, wohltuend für andere. Mich fordert dieses Gebet heraus: Begegnung mit Gott ist im Lockdown weiter möglich, und sie bewirkt auch heute noch Veränderung. Es tut unserer Welt gut, wenn Christinnen und Christen zu ihren Quellen zurückkehren und sich einlassen auf ein solches Gebet. Und dann gespannt sind auf den neuen Tag.
Christiane Köppen
[1] Veröffentlicht in der Kurzbiographie von Roger Steer: Basic Christian: The Inside Story of John Stott; eigene Übersetzung [2] Lukas 9,23 [3] Eph 5,18 und Gal 5,22
Andacht zum 06. Februar 2021
„Seid wachsam, haltet am Glauben fest, seid mutig und stark.“
Paulus hat gut reden mit diesem Wort: Leichter gesagt als getan! Wenn Sie in der Bibel weiterlesen, stellt Paulus Menschen vor, die sich um andere kümmern. Worte, die vor fast 2000 Jahren geschrieben wurden. Sie passen genau in unsere Zeit hinein!
Ganz unterschiedliche Menschen werden meine Worte lesen. Einerseits spreche ich Sie an als die, die in mehr oder weniger großer Gemeinschaft leben und als solche, die alleine zu Hause sitzen und darum bemüht sind, dass ihnen nicht ‚die Decke auf den Kopf fällt.‘
Doch auch wenn man Teil einer größeren Gemeinschaft ist, kann man sich ja isoliert und abgeschottet fühlen. Ihnen allen sagt Paulus: Seid mutig und seid stark! (1.Kor.16,13). Suchen Sie nach Ihren Qualitäten und nur diese sind Ihre! Aber versuchen Sie nicht, die anderen zu ändern, sie so zu machen, wie Sie schon sind! Dein Gegenüber sieht doch, wie Du lebst, auch ohne Deine Kommentare. ‚Halte am Glauben fest‘, versuche darin Vorbild zu sein. Meckere nicht! Und suche auch nicht ständig nach dem, was in Deinem Leben fehlt! Du hast doch im Großen und Ganzen alles, was Du brauchst. Und wenn Du einsam bist, dann mache dir einen Plan, einen Tagesplan, einen Stundenplan. Oder führe z. B. ein Tagebuch. Manch einer von uns hat vielleicht einen Morgenstern, der sie oder ihn führt, er muss nicht besonders groß sein…
Nun lesen sich diese Sätze fast schon so wie das, was ich vorhin bemängelt habe? Nein, ich stehe nicht da und beharre darauf, dass mein Gegenüber so zu sein hat wie ich. Nein, ich will weder miesepetrig noch überheblich sein! Arbeiten wir an uns selber. Lassen wir uns nicht z.B. von den Medien, auch nicht von den sogenannten sozialen Netzwerken sagen, wie schlecht es uns geht: Fake news – viel mehr steckt oft nicht dahinter.
Paulus: sagt doch: „Seid wachsam, haltet am Glauben fest, seid mutig und stark.“ Selbst Jesus fühlte sich am Ende verlassen – im Garten Gethsemane. Es gibt keine Garantie dafür, sich nie verlassen zu fühlen…
„Seht hin, er ist allein im Garten. Er fürchtet sich in dieser Nacht, weil Qual und Sterben auf ihn warten und keiner seiner Freunde wacht.“
Und beten wir den Vers weiter: „Du hast die Angst auf dich genommen, du hast erlebt, wie schwer das ist. Wenn über uns die Ängste kommen, dann sei uns nah, Herr Jesus Christ!“ (EG 95,1)
Bodo Geddert
Andacht zum 30. Januar 2021:
Beim Aufräumen in Zeiten der Pandemie entdeckt man so manch verborgenen Schatz aus der Vergangenheit. Hannelore Hagedorn erzählt z.B. wie sie vor kurzem beim Räumen einen Stapel Werbekarten von UNICEF wiederfand. Darauf sind die bunten Gesichter vieler kleiner Leute abgebildet. Vor langer Zeit hatte Marlies Koschützke ihr die Karten für die Kinderstunde und den Kindergottesdienst überlassen. Auf der Suche nach einem Motiv für die Schaukastengestaltung kamen Hannelore und Martin Hagedorn jetzt auf die Idee, die Karten zu einem großen Bild zusammenzufügen, es in den Schaukasten vor der Kirche zu hängen und so diesen „Schatz“ mit anderen zu teilen. Der Spruch in dem Bild erinnert an ein afrikanisches Sprichwort, das von Bernd Schlaudt vertont Generationen von Kindern die Lust zu singen und zu tanzen weckte, ein wahres Mutmach-Lied:
Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern, können nur zusammen das Leben bestehn. Gottes Segen soll sie begleiten, wenn sie ihre Wege gehn.
Einstimmen möchte ich in dieses Lied. Melodie und Text hinterfragen die eigenen Ohnmachtsgefühle. Nicht gilt mehr: „Ich kann als Einzelner ohnehin nichts ändern an Erderwärmung, der Corona-Krise, Verdrossenheit und Hassausbrüchen!“, jetzt gilt: „Ich bin mit dem, was ich denke und tue, mit verantwortlich dafür, dass sich das `Gesicht der Welt` wandelt!“ Es stimmt ja: wenn viele Menschen in eigener Verantwortung an je ihrem Ort das ihnen Mögliche tun, werden angestrebte Ziele erreicht werden. Aufeinander zugehn, miteinander das Leben bestehn. Vorübergehend mit ganz kleinen Schritten – aber mit gebremster und eingeschränkter Mobilität. Mit körperlichem Abstand – aber mit gedanklicher, phantasiereicher und oft digitaler, telefonischer oder brieflicher Nähe. Mit Anteilnahme besonders mit denen, die jetzt unter dem Virus leiden: Kranke, Sterbende und ihre Angehörigen, Ärzte und Pflegekräfte, die an die Grenzen ihrer Kraft geraten. Auch mit all denen, denen die wirtschaftlichen und finanziellen Grundlagen zu zerbrechen drohen.
Übrigens: als Jesus gefragt wird, wie das mit dem Reich Gottes sei, erzählt er vom winzig kleinen Senfkorn, aus dem nach und nach ein großer Baum wird. Was die Welt zum Guten verwandelt, beginnt oft klein und unspektakulär und wächst doch langsam und nachhaltig. Und viele kleine Leute tragen dazu bei. Geduldig und zuversichtlich.
Dirk Steffens
Andacht zum 23. Januar 2021:
Lesen gehört für mich in diesen Tagen zum Leben wie Essen und Schlafen. Sich auf fremde Menschen und Geschichten einzulassen, lenkt vom tagesaktuellen Geschehen ab und führt in andere Welten.
Der Theatermensch und Schriftsteller Joachim Meyerhoff beschreibt in seinem neuen Buch „Hamster im hinteren Stromgebiet“, wie ihm durch einen Schlaganfall von jetzt auf gleich sein Leben entgleitet. In den ersten Nächten auf der Intensivstation liegt er wach und traut sich gar nicht, einzuschlafen. Er fürchtet, im Schlaf könnten ihm weitere körperliche Fähigkeiten abhanden kommen.
So beschließt er, sich mit Erinnerungen wach zu halten. In der ersten Nacht erinnert er sich an eine Reise mit seinem Bruder nach Norwegen, in der zweiten an eine Reise mit seiner Partnerin in den Senegal. Indem er vor seinem inneren Auge die Bilder aufsteigen lässt, gelingt es ihm, seine Ängste in Schach zu halten, bis der Morgen kommt.
In Krisen sind wir herausgefordert, uns auf die Quellen unserer Kraft zu besinnen. Die einen schauen alte Fotos an und erinnern sich an gute Zeiten. Für viele ist der Gang in die Natur eine Quelle des Trostes, für andere sind es gute Bücher. Menschen fragen sich: Was hat mir schon früher geholfen, wenn die Zeiten schwierig waren? Manche tun, was sie schon immer tun wollten: Sie fangen an zu malen oder zu schreiben oder Gedichte auswendig zu lernen.
Juden und Christen haben über Jahrhunderte Hilfe und Trost in den Psalmen gefunden. Sie gehören zu den gemeinsamen Erinnerungen eines großen Teils der Menschheit. Dort ist Raum für Angst und Klage, nichts wird beschönigt:
Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. Meine Tage sind dahin wie ein Schatten, und ich verdorre wie Gras (102).
Und auch die andere Seite des Lebens scheint auf:
Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet (30).
Im Buch der Psalmen kann man sich wiederfinden. Es ist eine Quelle, die nie versiegen wird…
Helga Steffens