Nachkonzert zum Ferienbeginn

„Gedanken über der Zeit“ – Bekannte und unerhörte Orgelmusik

In Anlehnung an den Titel des Gedichtes von Paul Fleming geht es in unserem diesjährigen Nachtkonzert zum Ferienbeginn um Sein und Vergehen der Zeit. „Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“ – räsonniert die Feldmarschallin im „Rosenkavalier“. Diesen Textabschnitt werden wir ebenso hören wie das Gedicht von Paul Fleming.

15-neuSo sah die Bente-Orgel am 10.10.2014 aus, als wir Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen hatten, zwischen 10 und 22 Uhr aktiv an einer Orgelklangskulptur mitzuwirken. Ohne Noten und (fast) ohne Regeln entstand eine Musik, die um kurz nach 10 morgens begann und um genau 22 Uhr abends verklang. Ununterbrochen waren unerhörte Klänge in der Kirche zu vernehmen – teilweise sicher auch draußen um die Kirche herum. Manchen Besucher erinnerte das Vorhaben ein wenig an John Cages „As slow as possible“, das zur Zeit in Halberstadt eine jahrhundertelange Aufführung erlebt. Nun ist es bei uns doch etwas anders: die 12stündige Musik wurde notiert, in Noten gesetzt und soll nun als völlig neues Orgelstück erklingen. Dabei erklingt sie in umgekehrter Zeitlupe und dauert 12 Minuten. Aus Stunden werden Minuten, aus Minuten Sekunden. Das benötigt zwei Spieler, die wiederum Hilfe benötigen, die überaus komplexe Partitur zu bewältigen. Egbert Rosenplänter und Christian Windhorst werden von zwei Orgelschülern (Stipendiaten des Sprengels Hannover) tatkräftig unterstützt. Mira Görisch trägt Texte vor, die Schola der Margarethenkantorei singt den 90. Psalm und auch die Gemeinde ist eingeladen, sich nicht nur hörend sondern auch singend mit der Zeit zu beschäftigen.

Neben TWELVE – so heißt das neue Orgelstück – erklingen alte Bekannte, die wiederum ihrerseits auf die eine oder andere Weise mit der Zeit spielen oder umgehen: Toccata und Fuge d-moll von Bach, zeitlos gültig und berühmt, ist trotz des abgenudelten Beginns immer noch ein tolles Stück und lädt mit seinen langen einstimmigen Phrasen, in denen Echowirkungen ausprobiert werden und kurze Motive immerzu wiederholt werden, zum Nachdenken über die Zeit ein. Buxtehudes Passacaglia in d, in der gegen Ende ein Totenglöcklein zu läuten scheint, kommentiert den 90. Psalm wunderschön. Zu sehen gibt es auch etwas: Skulpturen, d.h. hier Form gewordene Töne eines Kunstkurses des Matthias-Claudius-Gymnasiums, unter der Leitung von Angelika Salfeld 2013/2014 zu unserem Projekt entstanden, werden noch einmal zu sehen sein!

Ein nicht alltägliches, ernstes und doch gutgelauntes Konzert erwartet Sie. Die Ferien wollen wir dann anschließend bei einem Glas Wein gemeinsam einleiten. Seien Sie uns willkommen!