Luther im Konzert am Erntedanktag
Nachlese: Erhebende Kirchenmusik!
In dem bewegenden Konzert zum Reformationsjubiläum zeigte sich, wie Bibelwort, Kirchenlied und große Kirchenmusik sich zu einem Ganzen verbinden.
Luthers Nachdichtung von Jesaja 6, 1-4 (Die biblische Einsetzung des „Heilig, heilig, heilig“ christlicher Abendmahlsgottesdienste) als Kirchenlied, die heute nicht mehr gesungen wird, ist von dem großen Komponisten Michael Praetorius beeindruckend in Musik gesetzt worden: In 20 Stimmen, aufgeteilt auf 5 Chöre mit Zinken, Violinen, Posaunen, Lauten und Sängern, wobei Sängerinnen der Chöre Cantus Ronnenberg und Margarethenkantorei auch entscheidende solistische Aufgaben übernahmen, erklang das klanggewaltige Stück: „Von dem Geschrei zittern Schwell und Balken gar.“
Unterstützt von Ute Engelke, Sopran, die in der zuvor musizierten „Missa gantz Teutsch“ brillierte, ebenso wie der eingesprungene Tenor Henning Kaiser, von Beat Duddeck (Altus) und Hildebrand Haake (Bass), spielte das Johann Rosenmüller Ensemble unter Arno Paduch und alle unter der Gesamtleitung von Kantor Christian Windhorst.
Man war sich einig: Großartige Musik, toll in Szene gesetzt vom vielköpfigen Ensemble.
Bewegend waren auch zwei Orgelbeiträge, gespielt von Jürgen Banholzer, der die ungeheure Klangpalette der vielen zunächst kontrastierte durch eine betont schlichte Klangwahl. Im Anschluß an das Choralvorspiel „Mensch, willst du leben seliglich“ spürte man die Stille und Konzentration einer fast gottesdienstlich zu nennenden Atmosphäre.
Vielen Dank an alle Mitwirkenden und Gratulation zu dieser Sternstunde der Kirchenmusik in der Margarethenkirche!
Arne Dengler
Fotos der Veranstaltung (alle Ingo Rodriguez):
Unter dem Titel „Luther, der Liedermacher“ haben Kirchenmusiker aus Hannover und Umgebung eine Konzertreihe geplant, die am 1. Oktober in der Margarethenkirche Station macht. Die Lieder Martin Luthers sollen darin in unterschiedlichsten Bearbeitungen zum Klingen gebracht werden. Für Mit-Initiator Christian Windhorst, Kantor an der Margarethenkirche und Leiter unter anderem der Margarethenkantorei, eine großartige Chance, denn wenn nicht jetzt, wann dann könnte man unbekanntes und im wahrsten Sinne unerhörtes dieser Größenordnung aufführen?
Im Fokus steht der Komponist Michael Praetorius, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts groß angelegte und sehr farbenreiche Vertonungen der Lieder Luthers vorlegte und aufführte. Da ist zum Beispiel Luthers heute unbekanntes Lied „Jesaja dem Propheten das geschah“, zu dem Praetorius eine außergewöhnliche Bearbeitung schuf: ungefähr 70 Mitwirkende sind beteiligt, die sich für dieses ausnehmend klangprächtige Werk in 5 Chöre aus Sängern und Instrumenten aufteilen. „Da singen und spielen wir nicht etwa 4- oder 6stimmig, wie sonst, sondern 20stimmig. Das ist wirklich abgefahren!“ findet der Kreiskantor, der die Probenarbeit mit der Margarethenkantorei und mit Cantus Ronnenberg im August begonnen hat.
Trotz des ungünstigen Konzerttermins am langen ersten Ferienwochenende hofft er auf viel Interesse. Denn er hat renommierte Künstler zu dem Projekt eingeladen: Begleitet werden die Kantorei und sein Chor Cantus Ronnenberg vom Johann Rosenmüller-Ensemble, dessen künstlerischer Leiter Arno Paduch ist. Der in Wunstorf lebende Musiker und Musikforscher organisiert das Instrumentalensemble, das durchweg auf Originalinstrumenten bzw. Nachbauten spielt: Gamben, Zinken, Renaissanceposaunen und Dulzian – um nur einige zu nennen.
Als Gesangssolisten wirken mit: Ute Engelke (Sopran), Beat Duddeck (Altus), Florian Lohmann (Tenor) und Hildebrand Haake (Baß). „Mit diesem Konzert erreichen wir – jedenfalls musikalisch – den Höhepunkt des Reformationsjubiläums“, sagt Windhorst.
Christian Windhorst