Kirchenregion Gehrden-Wennigsen auf Konfirmandenfreizeit in Volkenroda
An den letzten beiden Wochenenden des August waren insgesamt 152 Konfirmanden mit ihren unterrichtenden sechs Pastoren aus der Region Wennigsen-Gehrden auf Konfirmandenfreizeit. Neben den Pastoren gehörten zu den Teams der beiden Freizeiten 31 ausgebildete Jugenleiterinnen und Jugendleiter der Ev. Jugend, die unter der Leitung der beiden Regionaldiakonen Katrin Wolter und Martin Wulf-Wagner die Unterrichtsgruppen mit je 10 Konfis leiteten.
»Wartet!« Rooland, 13, war aus der Puste, als er die Busse erreichte. Seine Mitfahrgelegenheit hatte nicht funktioniert. So hatte er sein Gepäck geschultert und war losgerannt. Knapp 5 km quer durch Gehrden zum Abfahrtsort. Die beiden Busse warteten. Wenige Minuten später ging es los.
Das Ziel: Kloster Volkenroda in Thüringen. Die Jugendbegegnungsstätte, an der der Christuspavillon von der Expo 2000 aus Hannover seinen Platz gefunden hat. Zugleich Zentrum einer kleinen geistlichen Gemeinschaft, die der Konfirmandenfreizeit aus der Region Gehrden-Wennigsen jetzt schon zum zweiten Mal ihre beeindruckenden Räume zur Verfügung stellte. Die Freizeit bestand wieder aus zwei nacheinander durchlaufenden, viertägigen Programmen zum Thema Abendmahl; zunächst für die Konfirmanden aus Wennigsen und Bredenbeck und dann für die Gemeinden rund um den Gehrdener und den Benther Berg.
»Es hat sich gelohnt, diesen Ort wieder aufzusuchen«, bestätigt Pastor Wichard v. Heyden die im letzten Jahr getroffene Entscheidung. Diakon Martin Wulf-Wagner ergänzt: »Es ist zwar ein weiter Weg nach Volkenroda, aber wir werden hier mit einer ganz besonderen spirituellen Ausstrahlung belohnt, die sich spürbar auf die Konfirmanden überträgt.« Das dies so ist, hört man aus Aussagen wie die von Kim: »Ich habe hier Ruhe mitgenommen« heraus. Ein anderer sagte: »Mein Glaube an Gott hat sich verstärkt«.
Nach drei Stunden Busfahrt in der modern wiederaufgebauten Klosterruine angekommen, wurden nach dem Mittagessen die Zimmer aufgeteilt. Wer kommt mit wem in welches Zimmer? »Wichtig ist, dass keiner im Regen stehen bleibt«, gab Diakonin Katrin Wolter die Maßgabe vor. In diesem Jahr besonders: 20 Jungens hatten sich von ihren Pastoren animieren lassen, draußen in der spartanischen Pilgerherberge und in Bauwagen rund um den Lagerfeuerplatz, dem »Heuhotel« zu übernachten. Für ihre besondere Rücksicht gegenüber Ruhe suchenden Pilgern wurden sie am Ende ausdrücklich gelobt.
Nach einer Erkundung des Geländes mit Christuspavillon und der alten Klosterkirche folgte am ersten Abend ein höchst unterhaltsames, gut vorbereitetes Spontantheater, in dem die älteren Jugendlichen den jüngeren die Lebensgeschichte des Mose vorführten. »Cool war das«, meinten die Konfirmanden noch auf dem Rückweg. Am nächsten Tag ging es weiter: Das Thema Abendmahl wurde spielerisch und in intensiver Kleingruppenarbeit in den Blick genommen. Auch das zweite Abendprogramm hatte es in sich:
»Die Nachtwanderung war besonders schön«, meint Johanna und ergänzte, »speziell der Lichterweg«. Gemeint ist eine Stelle auf dem vorbereiteten Weg, an der die Konfirmanden einzeln durch einen dunklen Hohlweg gehen mussten, an dessen Seiten kleine Kerzen den Weg wiesen. Auch Jakob und Sophie gaben sich beeindruckt: »Spannend war das, richtig leise. Man konnte über sich selbst nachdenken, ohne dass jemand rumschreit.« Außerdem hätten die Konfirmanden den Weg wirklich alleine suchen müssen, wie Lilli betonte.
Der dritte Tag war zunächst dem Blick auf die schweren Seiten des eigenen Lebens gewidmet: Sorgen, Nöte und auch Schuld wurden von den Teilnehmern je für sich bedacht und schließlich in aller Stille Gott anvertraut.
Ein im letzten Jahr von Jugendlichen nachgebautes Modell des Christuspavillons wurde anschließend von den Konfirmanden mit kleinen Kunstwerken geschmückt. Jeder konnte eigene Eindrücke aus Kirche und Kloster auf Plexiglas malen. Die kleinen Kunstwerke wurden später mit dem Modell verbunden. Bei der abendlichen gemeinsamen Abendmahlsfeier wurde mit Beginn der Dunkelheit die Innenbeleuchtung angeschaltet. »Wow!« sagten 84 Konfirmanden gleichzeitig. Es war »ein besonderer Moment, die eigenen Bilder in einer bunten Lichterkollage aufleuchten zu sehen«, meinte ein Teilnehmer.
Ob die Erwartungen der Konfirmanden sich erfüllt haben? Einige, wie Tobias oder Johanna, hatten ausgesprochen positive Erwartungen, weil sie früher auf Kirchenfreizeiten Gutes erlebt hätten oder von anderen davon gehört hatten. Andere wollte zunächst einfach nur zwei Tage schulfrei haben, wie offen zugegeben wurde. Am Ende aber kamen sie mit neuen Liedern wieder zurück, teilweise echten Ohrwürmern. Dazu neues Wissen und neue Erfahrungen mit dem Abendmahl. Und auf die Frage, ob sie wie Ole, Yara, Robert, Lisa und die anderen Teamer auch einmal später als Gruppenleiter dabei sein wollten, kam ein fast einmütiges »Ja« als Antwort.
»Die Leistung der Jugendlichen, die hier ehrenamtlich die Freizeit tragen und prägen, hat mich beeindruckt«, sagte später Pastor Martin Funke aus Benthe. Wichtig war dabei, wie Diakon Wulf-Wagner betonte, dass es eigentlich zwei Freizeiten in einer waren. Einerseits ging es um die Konfirmanden. Andererseits war das Programm so angelegt, dass die jugendlichen Mitarbeiter inhaltlich und pädagogisch von den Hauptamtlichen geschult, angeleitet und begleitet wurden. Dabei waren die Jugendlichen gefordert, eigene Impulse zu setzen. Dieter Rudolph, als neuer Gehrdener Pastor zum ersten Mal mit dabei, bestätigt: »Was hier an jugendgemäßem Programm geboten wurde, war so nur in diesem Miteinander möglich.«Das Besondere dabei sei nicht nur die große Zahl der Mitarbeiter wie der Konfirmanden gewesen. Die Konfirmanden hätten nicht nur die abenteuerlicheren Erlebnisse positiv gewertet, sondern speziell auch die geistlichen. Freiwillig sei jeden Morgen etwa die Hälfte der Konfirmanden zu einem Abendmahlsgottesdienst der Klostergemeinde gegangen. »Mal was anderes!«, fand ein Konfirmand.
Zum Ausklang schallten am Abschlussabend die Bässe über das Gelände. Die Konfirmanden genossen ihre Abschlussparty in vollen Zügen. Währenddessen räumten die Mitarbeiter an anderer Stelle schon wieder alles für die Abfahrt zusammen. Nach ausgelassenem Tanz folgte nachts noch eine Andacht in Stille und eine friedliche letzte Nacht.
Insgesamt sei das Programm einer regionalen Freizeit der Wennigser und Gehrdener Gemeinden bestätigt worden, meinte Wichard v. Heyden.
Im nächsten Jahr solle es dann wieder heißen: »Volkenroda, wir kommen!«
Dr. Wichard v. Heyden